In fünf Schritten wieder die innere Stimme hören
(Von Ursula Ines Keil) Unsere innere Stimme ist immer da. Doch manchmal hören wir sie nicht mehr, weil sie durch die vielen Herausforderungen unseres Alltagslebens überlagert wird. Dann braucht es eine neue Verbindung zu ihr.

Und dafür bedarf es einer Art Gehörreinigung für die Seele. Doch wie sieht diese konkret aus?
Folgende Methoden haben sich in meiner täglichen Arbeit bewährt, um wieder die innere Stimme hören zu können.
1. Bewusstmachung: Warum wir unsere innere Stimme nicht mehr hören
Der erste Schritt, um wieder die innere Stimme hören zu können, ist das Bewusstwerden darüber, wie sehr wir uns von ihr entfernt haben.
Oft leben wir nach gesellschaftlichen Normen wie „Das gehört sich nicht“ oder „Das macht man eben so“.
Dabei verinnerlichen wir diese äußeren Stimmen so sehr, dass unsere eigene innere Stimme nur noch schwer zu hören ist – manchmal nur noch durch körperliche oder psychische Symptome.
Auch ich fühlte mich einst wie ein Hamster im Rad, bis ich begann, mir Fragen zu stellen wie: Was soll das alles? Wozu mache ich das? Ich sagte mir: „Stopp“. Die von mir aufgebauten Masken begannen zu bröckeln. Innerlich wusste ich längst, dass etwas nicht stimmt. Doch wer gesteht sich das schon gerne ein?
2. Sich einen Überblick verschaffen: Der Weg zur inneren Klarheit
Wer seine innere Stimme wieder hören möchte, muss innehalten und sich einen Überblick über die eigene Lebenssituation verschaffen.
Notieren Sie sich unzensiert, was Sie beschäftigt – beruflich wie privat.
Wie viel Stress ist gerade spürbar? Welche Gefühle sind präsent?
Wenn Gefühle wie Wut, Frust oder Schmerz überwiegen, ist es höchste Zeit hinzuschauen. Schreiben Sie so lange, bis es innerlich wieder still wird. Denn dort, in dieser inneren Ruhe, kann die innere Stimme wieder auftauchen.

3. Für Entschleunigung sorgen: Raum schaffen zum Hinhören
Für viele ungewohnt, aber wirkungsvoll: einmal nichts tun. Und damit ist wirklich nichts gemeint. Kein Buch, kein Handy, keine Musik. Einfach nur zehn Minuten still sitzen. Ob in der Natur, im Büro oder zu Hause – wichtig ist, dass keinerlei Ablenkung stattfindet.
Hier spürt man schnell, ob Stress dominiert oder bereits Ruhe einkehren kann.
Diese einfache Übung darf täglich gemacht werden.
Zu Beginn hilft ein fester Zeitpunkt, später wird es zur Selbstverständlichkeit. Sollte das Gedankenkarussell kreisen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit sanft auf den Atem. Und: Haben Sie Geduld mit sich. Auch ich war einst ein Wirbelwind ohne Rast und durfte erst lernen, meine innere Kraft in der Ruhe zu entdecken. Nur in dieser Stille lässt sich die innere Stimme wieder hören.
4. Gedankenhygiene betreiben: Den mentalen Raum klären
Unsere Gedanken beeinflussen unser Leben stärker, als wir oft glauben. Jeder Gedanke – ob bewusst oder unbewusst – prägt unsere Wahrnehmung. Wer sich ständig erzählt, wie schwierig alles ist, gibt genau das als Befehl ins eigene System.
Gerade wenn Sie Ihre innere Stimme hören möchten, ist es essenziell, auf Ihre Gedankenqualität zu achten. Was lösen Ihre täglichen Eindrücke aus? Welche Gefühle hinterlässt Ihr Medienkonsum?
Ein einfaches und wirkungsvolles Ritual ist die abendliche Gedankenreinigung.
Setzen Sie sich bequem hin und stellen Sie sich vor, wie alle Eindrücke des Tages in Form von Rauch nach hinten aus dem Rücken entweichen. Bewerten Sie nichts. Lassen Sie einfach alles los. Ziel ist ein innerer Zustand von Klarheit, in dem Ihre innere Stimme wieder Raum bekommt.

5. Verbindung herstellen: Durch Meditation zum Herzen finden
Im Kinderbuch Der kleine Prinz heißt es: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Unser Herz ist die Brücke zwischen Verstand und innerer Stimme. Genau dort beginnt der Weg nach innen.
Eine einfache Meditation hilft dabei. Stellen Sie sich eine Lichtquelle im Herzen vor und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit dorthin. Kommen Gedanken, lassen Sie sie ziehen und kehren Sie sanft zum Licht im Herzen zurück. Diese Übung lässt sich täglich praktizieren.
Beginnen Sie mit fünf bis zehn Minuten und steigern Sie sich, wenn es sich gut anfühlt.
Es geht dabei nicht nur um Entspannung, sondern um die Rückverbindung zu sich selbst. Die innere Stimme hören zu können braucht Stille, Aufmerksamkeit und liebevolle Geduld. Aber es lohnt sich.
Fazit: Die innere Stimme hören – ein Akt der Rückverbindung
Die hier vorgestellten Übungen sind kein Hexenwerk. Es geht nicht darum, sich zu verändern, sondern wieder zu sich selbst zurückzufinden. Um wieder die eigene innere Stimme zu hören, braucht es vor allem eines: das bewusste „Ja“ zu sich selbst.
Albert Einstein sagte: „Der Gipfel des Wahnsinns ist, auf Veränderung zu hoffen, ohne etwas zu verändern.“
Der Weg beginnt mit einem kleinen Schritt. Lauschen Sie.
Ihre innere Stimme wartet bereits darauf, gehört zu werden.
Das Spannende dabei ist, dass man sich gar nicht wirklich verändert, sondern man wird wieder man selbst.
Ursula Ines Keil, psychotherapeutischen Heilpraktikerin, Autorin von:

URSULA INES KEIL
Dein Inneres zeigt Dir den Weg
Die geheimnisvolle Sprache der inneren Stimme verstehen lernen.
> ISBN 9783982012575

ist ausgebildete psychotherapeutische Heilpraktikerin und seit ca. 20 Jahren in eigener Praxis tätig.
Sie lebt in Dresden und gilt als ausgewiesene Expertin, Menschen, die sich auf ihrem Lebensweg verloren haben, wieder zurück zu sich selbst zu begleiten. Sie kann dabei nicht nur auf fundiertes theoretisches Wissen, sondern auch auf einen reichhaltigen Fundus unterschiedlichster Lebenserfahrungen zurückgreifen.
Es liegt ihr sehr am Herzen, Menschen dabei zu unterstützen, ein erfüllendes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Dafür entwickelte sie die „Selbsterfahrungstherapie nach Keil“.