Innere Ruhe finden – 3 Tipps für sensible Menschen
(Von Nicole Lindner) Was kannst du als sensibler Mensch tun, um in schwierigen Zeiten innere Ruhe zu finden?

Nicht wenige Feinsinnige fühlen sich derzeit von den Wirren unserer Zeit überrollt.
Aufgrund ihrer erhöhten Empathiefähigkeit nehmen sie das Weltgeschehen noch intensiver wahr und saugen die negativen Nachrichten meist wie ein Schwamm in sich auf. Gleichzeitig aber kämpfen sie mit Hilflosigkeit, denn es liegt nicht in ihrer Macht, diese oft so negative Welt zu verändern.
Meine 3 Tipps verraten es dir.
Innere Ruhe Tipp Nr. 1: Sorge für dich
Feinsinnige MÜSSEN (auch und gerade in Krisen!) gut für sich sorgen – das ist das A und O, das ich nur jedem empfehlen kann. Was bedeutet das?
Es bedeutet, NICHT nonstop vor dem Fernseher, in sozialen Netzwerken oder am Smartphone zu kleben und alles Schlimme, das auf dieser Welt passiert, in sich aufzusaugen.
Es bedeutet, sich Freiräume zu schaffen, das heißt, dir Zeiten für dich zu nehmen.
Zeiten, in denen du diejenigen Dinge tust, die dich entspannen. Die dir Freude vermitteln.
Kurz: diejenigen Dinge zu tun, die dir emotionale Heimat geben und dich vom Weltgeschehen ein wenig ablenken.
Wohltuende Freiräume erschaffst du dir darüber hinaus zum Beispiel im Austausch mit einem geliebten Menschen.
Oder beim Aufenthalt in der Natur, bei körperlicher Betätigung, kreativem Gestalten, bei der Gartenarbeit, dem Notieren deiner Gedanken und vielem mehr.
Schreiben kann dich ebenso zu dir selbst führen, wenn du es zulässt. Probiere es jetzt aus, vielleicht durch das Führen eines Tagebuchs oder Minutenjournals.
Auch kannst du dich in bestimmten Anliegen, die dich beschäftigen, z. B. in den sozialen Netzwerken mit anderen Sensiblen verbinden – so bekommst du das Gefühl, mit deinen Sorgen nicht alleine zu sein und fühlst dich verstanden.
Trotzdem dabei bitte nicht vergessen:
Halte immer eine GESUNDE Distanz zu den Dingen, die du nicht ändern kannst.
Jedoch ohne dich völlig davon abzukoppeln. Das gelingt so:
Innere Ruhe Tipp Nr. 2: Lote deine Handlungsmöglichkeiten aus
Du bist nicht allmächtig und kannst das Böse in dieser Welt nicht aus eigener Kraft beseitigen – das muss dir klar sein.
Es ist leider eine Tatsache, dass schlimme Dinge immer geschehen werden. Für dein Seelenheil tust du gut daran, dies zu akzeptieren. ABER:
Das bedeutet NICHT, dass du als einzelne Person komplett machtlos bist und dich deswegen ab sofort frustriert zurücklehnen und resignieren solltest.
Denn in deinem begrenzten persönlichen Rahmen kannst du sehr wohl Einfluss auf die Geschehnisse unserer Welt nehmen.
Wie? Zum Beispiel, indem du Vorbild bist und dich in einem Bereich, der dir am Herzen liegt, engagierst.
Denn wenn andere sehen, wie du sprichst und handelst und dies ebenso tun, kann das ebenfalls wieder zu einem besseren großen Ganzen führen.
Gerade im Hinblick auf Umweltkatastrophen, Flüchtlingsdramen oder die Kriegsgefahren unterscheide ich immer zwischen dem, was ich akzeptieren MUSS, und dem, was ich – trotz gesunder Akzeptanz – tun KANN.
Diese Betrachtungsweise verschafft innere Distanz und führt dazu, dass man schwierige Situationen besser annehmen kann.
Was meinem Gemütszustand sehr positiv entgegenkommt.
In Rolf Sellins Buch „Bis hierher und nicht weiter“ (2014, Seite 180) finden sich Fragen, die in diesem Prozess unterstützend wirken. Sie lauten:
- Was ist Fakt?
- Wie sind die Kräfteverhältnisse?
- Was muss ich in dieser Situation hinnehmen?
- Was muss ich nicht hinnehmen?
- Was bleibt mir noch an Selbstbestimmung, Einfluss, Rückhalt?
- Welchen Spielraum habe ich?
- Wie kann ich diesen Spielraum unter den gegebenen Verhältnissen nutzen?
- Auf welche Weise kann ich in dieser Lage eine Erleichterung für mich bewirken?
- Wie kann ich den Schaden für mich so klein wie möglich halten?

Innere Ruhe Tipp Nr. 3: Erkenne das größere Ganze
Unsere Welt und die Menschen darin sind schon seit Anbeginn der Zeit natürlichen Schwankungen ausgesetzt – und dies wird immer so sein.
Auch in Zukunft wird es Zeiten des Aufstiegs und Zeiten des Verfalls geben.
Das ist der natürliche Lauf unseres Daseins. Dabei scheint es, dass manchmal erst aus tiefstem Leid eine ungeahnte Kraft erwächst und sich das Blatt nach einer schmerzvollen Phase stets aufs Neue wieder wendet.
Wenn wir diese schwierige Zeit überstanden haben, blicken wir als anderer Mensch auf diejenigen Dinge, die uns vorher möglicherweise als selbstverständlich erschienen. Das hat viel mit Wertschätzung zu tun:
Mit Liebe. Mit dem Glauben an eine höhere Macht.
Und mit dem Wissen, dass es eine absolute Sicherheit in diesem Leben nicht gibt, so sehr wir uns als kleine Menschen auch darum bemühen mögen.
Sehr anschaulich wurde mir das wieder einmal vor kurzem klar, als ich im Fernsehen einer Naturdokumentation folgte:
Dort kämpften zwei Hirschkäfermännchen auf einer Eiche erbittert um ein Weibchen. Einer konnte den Hieben mit dem imposanten Geweih des Gegners nicht standhalten, rutschte ab und prallte auf den harten Waldboden. Durch den Aufprall blieb er tot liegen. Doch nicht lange. Denn nur einen Tag später kamen die Ameisen. Und bauten sich in den Überresten seines Kopfes eine kuschelige Höhle…

Fazit: Innere Ruhe in Zeiten der Unruhe
Innere Ruhe in Zeiten der Unruhe zu finden ist gerade für feinsinnige Menschen eine große Herausforderung.
Der Grund dafür ist, dass sie sich noch intensiver als andere in das Weltgeschehen einfühlen und sich oftmals nur schwer distanzieren können.
Trotzdem ist es kein Ding der Unmöglichkeit – und gelingt mit diesen drei Tipps:
1. Sorge für dich:
Das heißt, erschaffe dir aktiv belebende Auszeiten und führe dir die Widrigkeiten der Welt nur in einem Rahmen zu, der dich emotional nicht überfordert.
2. Lote deine Handlungsmöglichkeiten aus:
Das heißt, akzeptiere, dass du nicht die Welt retten, aber deinen ganz speziellen Teil dazu beitragen kannst, sie ins Positive zu verändern. Überlege dir: Was kann ICH tun, um die Welt besser zu machen? Im besten Falle führt das dazu, dass andere es dir gleichtun und die Welt sich Stück für Stück verändert.
3. Erkenne das größere Ganze:
Das heißt, vertraue dich der höheren Macht an, welche den Lauf der Geschehnisse schon seit Anbeginn der Zeit steuert und glaube daran, dass alles seinen guten Sinn und Zweck haben wird – selbst, wenn es für uns Menschen auf den ersten Blick vielleicht nicht ersichtlich sein mag.
Ich wünsche dir, dass du – mögen die Zeiten noch so unruhig sein – deinen inneren Ruhepol findest und für dich bewahrst.
Fallen dir darüber hinaus vielleicht noch ein paar ganz persönliche Tipps für alle Sensiblen hier ein?
Wie gehst DU durch die Unruhen unserer gegenwärtigen Zeit? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Nicole Lindner, Bloggerin und Autorin u.a. von:

NICOLE LINDNER
Feinfühligkeit trifft auf Berufsleben
Wie Sie Beruf und Ihr Naturell in Einklang bringen können, ISBN 9783982012551
> Bei Amazon anschauen (D)
> Oder bei Thalia (A)
> Bei orell füssli (CH)

Nicole Lindner ist Sozialpädagogin und betreibt eine Onlineplattform für feinfühlige Menschen, die nach persönlicher und beruflicher Entwicklung streben.
Mit ihrem Buch lässt sie zusätzlich nicht nur Experten und Betroffene zu Wort kommen, sondern gibt dem Leser auch Einblick in eigene berufliche Erlebnisse. Aufgrund dieses großen Erfahrungsschatzes ist sich die Autorin durchaus bewusst, dass es manchmal einige Hürden zu überwinden gilt, um Naturell und Beruf in Einklang zu bringen.
Häufig gestellte Fragen zu innerer Ruhe (FAQ)
Weil sie das Weltgeschehen intensiver wahrnehmen und emotionale Reize tief verarbeiten. Sie neigen dazu, sich stark mit Problemen zu identifizieren und saugen negative Nachrichten regelrecht auf. Das erschwert es, Abstand zu gewinnen und einen inneren Ruhepol zu bewahren.
Indem du dir regelmäßige Auszeiten nimmst, bewusst Medienpausen einlegst und Aktivitäten wählst, die dir emotionale Heimat geben. Dazu zählen Spaziergänge in der Natur, Gespräche mit Herzensmenschen, kreatives Gestalten oder das Schreiben eines Tagebuchs.
Frage dich: Was liegt in meinem Einflussbereich? Auch wenn du das große Ganze nicht verändern kannst, kannst du im Kleinen etwas bewirken – durch Vorbild sein, dich sozial oder ökologisch engagieren oder durch liebevolle Gesten im Alltag. Das gibt dir das Gefühl von Wirksamkeit zurück.
Weil du nicht alles kontrollieren kannst. Wenn du akzeptierst, dass Leid, Wandel und Unsicherheit Teil des Lebens sind, entsteht ein innerer Abstand. Du lernst, zwischen dem zu unterscheiden, was du ändern kannst – und was nicht. Das bringt Gelassenheit.
Das Vertrauen, dass das Leben einem übergeordneten Sinn folgt, kann Trost spenden und Halt geben. Es hilft, selbst schwere Zeiten als Teil eines größeren Zusammenhangs zu begreifen. Diese Perspektive öffnet Raum für Hoffnung, Entwicklung und inneren Frieden.