Nein sagen lernen
(Von Diana Schon-Rupp) Kommt Ihnen die Situation bekannt vor? Sie vernehmen eine Bitte, welche an Sie herangetragen wird. Kurz darauf hören Sie sich JA sagen oder nehmen Ihr reflexartiges Kopfnicken wahr. Sekunden später spüren Sie ein ungutes Gefühl in der Magengegend? Dann war`s das mit Ihrer Entspannung. Wer nicht frühzeitig erlernt NEIN zu sagen, der wird nur selten das Glück der Entspannung durch Abgrenzung erleben können.
NEIN sagen oder Wollen Sie fleißig und lieb wirken?
Wie ein Wackeldackel: So kam ich mir immer vor, wenn ich vorschnell einer Bitte zustimmte, nur weil mich mein Gegenüber mit entsprechendem Blick oder flehender Stimme um etwas bat. Aber das war nicht das Problem, denn irgendwie sind sie ja niedlich – die Dackel.
Mein Problem bestand darin, dass mir JA viel besser über die Lippen kam als NEIN. Und damit manövrierte ich mich in Situationen, die ich gar nicht haben wollte. Um diesen unerfreulichen Missstand zu ändern, brauchte ich einen Plan. Zuerst erkundete ich, woran es liegen könnte, dass ich so meine Probleme mit der Abgrenzung durch NEIN sagen hatte.
Meist begründet sich das in unserer Erziehung.
Gerade für Mädchen sind Sprüche wie „Sei fleißig und lieb“ verbreitet.
Diese Konditionierung auf fleißig & lieb verpacken wir dann als Erwachsene unreflektiert in ein JA, wenn man uns um etwas bittet. Selbst wenn man uns nicht bittet, sondern uns befiehlt, etwas zu tun, verfallen wir gerne in dieses unliebsame Verhaltensmuster der voreiligen Zustimmung.
Zum Glück bin ich diesem Vorgang auf die Schliche gekommen und kann nun gezielt dagegen vorgehen.
Ein zu schnelles JA kann uns das Leben ganz schön schwer machen.
Mal Hand aufs Herz: Wie oft stimmen Sie etwas zu und stellen danach fest, dass Sie das gar nicht wollten? Oder Sie haben für eine angefragte Sache eigentlich gar keine Zeit?
Wir müssen nicht allem zustimmen, was an uns herangetragen wird.
Wir sind mündig und können selbst über unsere Zeit verfügen. Aber wir ecken ungern an. Abgrenzung durch NEIN sagen gefällt uns eigentlich nicht. Vermeintlich fühlen wir uns beliebter, wenn wir dem zustimmen, was sich unser Gegenüber von uns wünscht. Aber stimmt das oder machen wir uns nur etwas vor?
Führen wir wirklich ein entspannteres Leben, wenn wir nicht aufbegehren, wenn uns etwas nicht gefällt?
Sind wir wirklich glücklicher, wenn uns jemand für sympathisch hält, auch wenn wir uns dafür verbiegen müssen?
3 einfache Tipps, um NEIN sagen zu erlernen
1. Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl:
Jemand bittet Sie um Hilfe: Überlegen Sie kurz, ob Sie Zeit und Lust dafür haben. Achten Sie dabei auf Ihr Bauchgefühl, es lügt selten. Wenn Sie sich nicht spontan und von Herzen zu einem JA entschließen können, sollten bei Ihnen alle Alarmglocken läuten. Dann sagen Sie entweder sofort NEIN oder verschaffen Sie sich Bedenkzeit durch ein „Ich werde darüber nachdenken, komm bitte noch einmal auf mich zu“.
Oft erledigt sich die Anfrage damit von selbst.
Wenn nicht, haben Sie zumindest die Gelegenheit zu prüfen, was Sie tun wollen. Das heißt …
2. Sagen Sie nie sofort JA:
Jemand sagt zu Ihnen: „Du musst das heute bis … Uhr für mich erledigen.“ Sagen Sie nicht sofort JA. Ein „Ich checke meinen Terminplan und komme wieder auf dich zu“ verschafft Ihnen Luft zu prüfen, ob Sie dafür Zeit aufwenden können und wollen.
Danach können Sie entweder freudig eine Zusage machen oder einen für Sie geeigneten Termin vorschlagen. „Heute schaffe ich es nicht mehr, aber bis … kann ich das gerne für dich erledigen.“ Das nimmt Ihnen den Druck.
Die Erfahrung zeigt mir, dass es einfacher ist, sich erst einmal Bedenkzeit zu verschaffen, als vorschnell zu nicken oder JA zu sagen.
Denn im Nachhinein zurückrudern ist viel schwieriger. Oft müssten wir, um aus einer Zusage eine Absage zu machen, etwas erfinden oder uns in diffuse Ausreden verstricken.
3. Begründen Sie Ihr NEIN nicht!
Sie bekommen etwas angeboten, das Sie nicht haben möchten. Sagen Sie höflich, aber bestimmt: „Nein, danke.“ Begründen Sie Ihr NEIN nicht! Beginnen Sie nicht den Fehler, sich rechtfertigen zu wollen. Ihr Gegenüber könnte Sie sonst in Gegenargumente verstricken und Sie stimmen am Ende doch zu.
Wenn Ihr Gegenüber Ihr NEIN nicht akzeptieren möchte, ist das sein Problem, nicht Ihres.
Sagen Sie also NEIN, wenn Sie NEIN meinen, und beginnen nicht, sich dafür zu entschuldigen, nur weil Sie einen guten Eindruck machen wollen. Hören Sie auf lieb & nett sein zu wollen. Wie das geht? Ganz einfach – Sie brauchen nur etwas Übung.
Viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer neuen Strategie für mehr Abgrenzung durch NEIN sagen. Bleiben Sie sich treu!
Bis zum nächsten Mal …
Diana-Schon-Rupp, Coaching für Selbstwertgefühl und Entspannung, www.los-geloest.de, www.instagram.com/losgeloest, Autorin von:
Diana Schon-Rupp
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