Warum sich sensible Menschen mit dem Abnehmen oft schwertun
Interview mit der Gesundheitsexpertin Daniela Galitzdörfer zum Thema „Sensible Menschen und Abnehmen“:
Liebe Daniela, Du hast die beiden Konzepte „sensitiv & strong“ und „Denk dich schlank“ entwickelt. Du schreibst in deinem Buch darüber, wie man schon allein mit der richtigen Geisteshaltung viel erreichen kann, um das eine oder andere Kilo loszuwerden. Für wen ist dieses Thema wichtig?
Daniela Galitzdörfer: Gerade für sensible Menschen kann es sehr herausfordernd sein, einen gesunden Lebensstil zu leben. Sie sind in vielen Bereichen von Natur aus sensibler und feinfühliger. Oft werden etliche Nahrungsmittel nicht vertragen und viele haben daher bereits in ihrem Umfeld den Stempel eines „schwierigen Essers“ abbekommen. Aufgrund ihrer Unverträglichkeiten sind sie daher häufig damit konfrontiert aufzufallen und je nach Reaktion des Umfelds anzuecken. Da ihnen aber die Harmonie mit ihrem Umfeld so sehr am Herzen liegt, fällt es ihnen besonders schwer, Nahrungsmittel abzulehnen, die sie schlecht vertragen, eine Diät konsequent durchzuhalten oder eine Sporteinheit zu absolvieren, weil Freunde und Familie Aufmerksamkeit einfordern.
Ein gesunder Lebensstil hat viel mit den typischen Themen Abgrenzung und Entscheidung zu tun. Und das sind Themen, die sensiblen Menschen aufgrund ihres Naturells von Haus aus nicht leichtfallen. Sie stecken also ständig im Konflikt entweder ihre Ziele zu verfolgen oder Gefahr zu laufen, die Harmonie in ihrem Umfeld gefühlt zu gefährden. Gefühlt verwende ich hier deshalb, da allein der Gedanke, die Harmonie mit einem geliebten Menschen zu gefährden, für einen sensiblen Menschen ausreicht, um seine Wünsche hintenanzustellen. Lieber wird trotz Diätwunsch das Stück Torte gegessen, als die Verwandten zu verletzen, indem das Kuchenstück abgelehnt wird. Und hier gilt es umzudenken und alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.
Wie kann das denn aussehen? Umzudenken und alternatives Verhalten zu entwickeln?
Daniela Galitzdörfer: Dazu kann man leider keine pauschale Antwort geben. Letztlich ist das auch ein Teil des Konzepts hinter „Denk dich schlank“, dass es sowohl ganzheitlich ist, aber in vielerlei Hinsicht auch individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. Jeder hat seine eigenen Denkmuster, die es erst einmal zu entdecken gibt. Diese heißen Glaubenssätze. Zusätzlich haben wir über die Jahre Blockaden und Hindernisse im Denken entwickelt oder von unseren Eltern und Vorbildern übernommen, die uns zusätzlich im Weg stehen. Es ist mir ebenfalls wichtig zu betonen, dass man Dinge ändern und Probleme nicht nur verstehen, sondern aktiv überwinden kann. Mein Anliegen ist es, einen schlanken und gesunden Lebensstil für jeden zugänglich und erreichbar zu machen.
Kann das wirklich funktionieren?
Daniela Galitzdörfer: Selbstverständlich, letztlich geht es um die mentale Einstellung. Ausschlaggebend ist, wie wir das Thema Ernährung, Bewegung und gesunder Lebensstil angehen und wie wir darüber denken. Einerseits ist es wichtig, das notwendige Wissen zu erhalten, wie das Abnehmen prinzipiell funktioniert. Andererseits ist es essenziell, eine entsprechende mentale Einstellung zu entwickeln, damit das Gewicht reduziert, aber auch gehalten werden kann. Denn letztlich geht es nicht nur darum, einmal Gewicht zu verlieren, sondern darum die Hintergründe zu verstehen, wie und warum es zu Übergewicht kam und wie unsere Psyche uns bei der Gewichtsreduktion und dem Gewichthalten unterstützen kann.
Es ist notwendig die Thematik Gewichtsreduktion und gesunder Lebensstil auf eine solche ganzheitliche Weise anzugehen, wenn man nachhaltig etwas verändern möchte. Hier soll mein Buch als Inspiration und Hilfestellung dienen. Denn im zugrunde liegenden Konzept ist der ganzheitliche Ansatz die Basis, es werden sämtliche Faktoren betrachtet, die mit einem nachhaltigen schlanken und gesunden Lebensstil zusammenhängen. Das war mir das wichtigste Anliegen.
Wie kamst Du zu dem Konzept „Denk dich schlank“?
Daniela Galitzdörfer: Zunächst hatte ich das Glück in einem Elternhaus aufzuwachsen, in dem mir die Basis für einen gesunden Lebensstil vermittelt wurde. Dazu zählen für mich Faktoren wie gesunde Ernährung, regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten, aber auch Disziplin, Durchhaltevermögen und die Freude an Bewegung, Sport und der Natur. Dadurch hatte ich zwar nie Probleme mit starkem Übergewicht, trotzdem war das Prinzip hinter Zu- und Abnahme immer ein Mysterium für mich. Zudem wollte ich auch im hohen Alter noch fit, aktiv und lebensfroh sein. Das führte mich dazu, mich intensiver mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Faktoren wir beeinflussen können, die es ermöglichen bis ins hohe Alter fit, leistungsfähig und gesund zu bleiben.
Vor einigen Jahren erkrankte ich schwer an Pfeifferschem Drüsenfieber. Ich konnte über ein halbes Jahr kaum aufstehen und das Bett verlassen. Der anschließende Weg zurück ins Leben und einen leistungsfähigen Alltag war ein Kampf. Es dauerte drei Jahre, bis ich mich mit viel Konsequenz und Geduld vom 200m Spaziergang, nach dem ich mich einen Tag erholen musste, wieder zurück zum 10km Lauf gekämpft hatte. In dieser Zeit konnte ich durch Konsequenz, Disziplin und entsprechende Ernährung einen großen Teil meiner Lebensqualität zurückgewinnen.
Es ist mir ein Anliegen diese Erfahrung in Kombination mit meinem Fachwissen als Fitnesstrainerin und meiner Berufserfahrung als Coach weiterzugeben. Ich möchte es allen Menschen ermöglichen, mithilfe meiner Bücher, Seminare und Coachings einen gesunden Lebensstil zu entwickeln und zu leben.
Besonders an Deinem Konzept ist ja auch der wissenschaftlich fundierte Ansatz. Kannst Du uns dazu ein paar Hintergründe erläutern?
Daniela Galitzdörfer: Das einzigartige an meinem Ansatz ist das ganzheitlich-personzentrierte Konzept, kombiniert mit dem Ansatz und Menschenbild der humanistischen Psychologie. Eine Grundannahme des Humanismus ist, dass der Mensch in der Lage ist und auch danach strebt, sich zu entwickeln. Die von mir im Buch angestrebte Haltung jedes einzelnen sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber basiert auf den Grundhaltungen nach Carl Rogers: der Kongruenz, Akzeptanz und Empathie. Damit ist gemeint, sich selbst aber auch seinen Mitmenschen mit Offenheit, Echtheit und Mitgefühl zu begegnen. Dazu gehört auch das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg. Diese Grundhaltung und Kommunikationsform sind es übrigens auch, die sich für Hochsensible wie ein nach Hause kommen anfühlen. Die damit verbundene Achtsamkeit und Wertschätzung entsprechen dem Wesen Hochsensibler.
Das Konzept ist zudem in seinem Vorgehen ganzheitlich. Zunächst wird der Ist-Zustand betrachtet. Davon ausgehend wird ein Weg entwickelt, der zu einem Ziel führt. Hier kann ein neuer Ist-Zustand entstehen und ein neues Ziel definiert werden. So entsteht ein Kreislauf, der Entwicklung ermöglicht und unterstützt. Eingebettet werden diese Aspekte in die Triade des Denkens, Fühlens und Handelns und dem ganzheitlichen Lernen durch kognitive, affektive und psychomotorische Aspekte. So kann ein größtmöglicher und nachhaltiger Erfolg in der Umstellung des Lebensstils stattfinden. Insgesamt ist so ein ganzheitliches und wissenschaftlich fundiertes Konzept entstanden.
Liebe Daniela, ich bedanke mich ganz herzlich für das spannende Interview und wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Mission.
Daniela Galitzdörfer, Gesundheitscoach, www.galitzdoerfer-fitness.de, Autorin von:
DANIELA GALITZDÖRFER
Denk dich schlank
Warum eine perfekte Figur eine Frage der Geisteshaltung ist
ISBN 9783982212012